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Barocke Tragödie

Andreas Gryphius und Georg Philipp Harsdörffer teilten als Zeitgenossen das Schicksal im 17ten Jahrhundert geboren worden zu sein. Der einleitende Satz lässt Pathos anklingen, weil es sich tatsächlich um keine schöne Zeit gehandelt haben muss. In Deutschland herrscht Krieg, der Dreißigjährige Krieg, von 1618 bis 1648. Andreas Gryphius (geb. 1616 in Glogaug, gest. 1664 ebd.) ist erst zwei Jahre alt, als der Krieg in den Wehen liegt.

Georg Philipp Harsdörffer (geb. 1607 in Nürnberg, gest. 1658), ein elfjähriger werdender Teenager, wird dem Kriegsgeschehen schon von Beginn an viel bewusster begegnet sein.

Wobei es fraglich bleibt, ob nicht die Erfahrungen aus dem Säuglings- und Kleinkindalter ebenso dramatisch und düster waren, vielleicht noch viel erschreckender. Gryphius (G.) und Harsdörffer (H.) können immer dann genannt werden, wenn es darum geht, das barocke Drama zu charakterisieren. G. wird jedoch meist vor allen anderen genannt. Bestimmt hat auch das seine Berechtigung, trägt G. doch Verdienst an der Entwicklung der deutschsprachigen Dichtung. Historisch bedingt hat die deutsche Sprache lange nur als Mundart ein wenig erkleckliches Dasein geführt. Latein und Griechisch galten als das Nonplusultra, bei den Gelehrten. Das jedoch waren in jener Zeit diejenigen, die Lesen und Schreiben konnten, bis auf wenige Adlige. Deutsch wurde vor allem oral verabreicht, in unterschiedlichen Dialekten über die Landstriche verteilt, die heutzutage geeint als Republik daherkommen.

Erste Differenzen mit Aristoteles

Wir schreiben: 5 Akte – in Worten: Fünf. Wir sind: In medias res – mittendrin, statt nur dabei. Hatte es bei Aristoteles noch geheißen, alles müsste ein großes Ganzes aus drei Teilen sein, gibt es nun mehr Freiheiten bei der Ausgestaltung in dieser Frage. Zumeist wird zwischen 3 oder 5 Akten entschieden. Wichtig ist dabei, dass man die Wahl hat, nicht, dass es anders ist.

Auffällig ist auch die zunehmende Subjektzentrierung. Ohne explizit zu werden, ist sowohl bei G. als auch bei H. spürbar, dass die Figuren bedeutender werden, und nicht mehr so hinter der Handlung zurückstehen, wie noch bei Aristoteles gefordert. Gar so bedeutend sind dann diese Differenzen jedoch nicht. Von französischen, klassischen Dramen beeinflusst bleibt vieles beim alten. Die tragischen Leidenschaften (eleos und phobos) werden bei beiden thematisiert.

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